Vänernsee
Heute, am Montag, den 19. Juni, erreichen wir gegen Mittag den Vänernsee, den größten See Schwedens und den drittgrößten See Europas. Er ist zehnmal so groß wie der Bodensee. Ungefähr 10 – 15 km südlich von der am nördlichen Ostufer gelegenen Stadt Kristinehamn werden wir beim Einfahren in die erste Stichstraße fündig und bleiben bei dem Ort Revsand an einem Badeplatz mit einem großen Parkplatz stehen. Hier schließt sich ein Campingplatz an, es kann sich aber auch um Vereinsgelände eines Yachtclubs handeln. Jedenfalls stehen ein paar Wohnwagen da. Ebenso befindet sich ein Holzhaus zwischen Park- und Campingplatz, welches innen bestuhlt und mit einem gemütlichen Kamin ausgestattet ist. Vermutlich ist es das Clubheim. Es könnte aber auch ein öffentlicher Kiosk sein, der z. Zt. nur geschlossen hat. Speiseeistafeln, die am Terrassengeländer angebracht sind, lassen diesen Schluss zu. Die anfangs erschreckende Wassertemperatur des Vänern verwandelt sich beim Schwimmen in einen Genuss. Inzwischen hat sich noch ein deutsches Wohnmobil zu uns gestellt. Mittlerweile ist es 20.00 Uhr und wir haben noch nicht zu Abend gegessen. Man vergisst es leicht, da es so lange hell ist. Stattdessen unternimmt Alfred einen seiner Angelversuche und fängt seinen ersten Fisch! Im Vänernsee bei Abendstimmung. Herzlichen Glückwunsch! Unser Menue für den nächsten Tag ist gesichert. Allerdings kann ich nicht zusehen, wie Alfred dem Fisch den tödlichen Schlag auf den Kopf versetzt. Auch beim Ausnehmen schaue ich weg.
Vor der großen Angelpartie haben wir aber gegen 21.00 Uhr noch ein paar Schwimmrunden zurückgelegt.

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Vänernsee


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In der Nacht regnet es. Nach dem Frühstück packt Alfred noch einmal die Angel aus, aber diesmal ist die Mühe vergebens. Nun beginnt es wieder zu regnen und darauf hin beschließen wir, weiterzufahren. Der nächste Ort, in dem wir halten, ist Gullspang, wo wir in einem Supermarkt einkaufen. Markttag ist außerdem. Unter anderem kaufen wir Elchwurst, die herzhaft schmeckt und so appetitlich geräuchert riecht. Später haben wir leider nie mehr solche Wurst zu kaufen bekommen.
Außerdem wirbt Gullspang mit einer Draisinestation. Es handelt sich wohl um manuell betriebene Schienenfahrzeuge, die zu mieten sind. Detaillierte Auskünfte dazu kann ich leider nicht liefern.
Danach erkunden wir noch ein paar Seitenstraßen und fahren südlich von Gullspang einen Badeplatz an, der allerdings am Skagern-See liegt, und zwar in einem Seitenarm des Sees bei der Ortschaft Slagersvik. Der Badplats ist gut ausgestattet mit Sitzgelegenheit und Sprungturm und Spielplatz, aber so gemütlich finden wir ihn nicht und sind deshalb entschlossen, etwas anderes aufzuspüren. Wichtig ist uns vor allem, dass wir grillen können. Der Fisch wartet doch auf seinen Verzehr. Insofern halten wir weiter südlich, Richtung der Stadt Mariestad. Soweit kommen wir aber nicht, denn bei Sjötorp fahren wir in den Wald hinein – das darf man - und noch ein ganzes Stück weiter, bis wir in einer kleinen Bucht bei zwei verlassenen alten Häusern einen geeigneten Platz erspähen. Ein ehemaliger Schiffsanlegeplatz ist vorhanden und am gegenüberliegenden Ufer der Bucht ist ein Yachthafen zu erkennen. Das Gelände ist recht felsig, aber es sind auch flache Felsflächen dabei, auf denen wir nachmittags gemütlich sitzen und den See beobachten sowie die Landzunge, auf der sich ein kleiner weißer Leuchtturm befindet. Ab und zu fährt eine Segelyacht oder ein Motorboot vorbei. Ein Mann mit seinem Quad und zwei kleine Jungs kommen zum Angeln, geben aber bald erfolglos auf. Die Uhr zeigt schon wieder kurz vor 18.00 Uhr und ich hoffe, Alfred wird sich demnächst über die Zubereitung seines Fisches hermachen. Während meiner Schreibtätigkeiten ist er unterwegs, um die Gegend zu durchforsten. Leider sieht es nach Regen aus und es fängt gerade an, als Alfred den Fisch grillen will. Zu dem selbst geangelten haben wir in Gullspang auf dem Markt noch zwei Stücke Lachsfilet gekauft, sonst wären wir nicht satt geworden. Der Selbsterlegte schmeckt am besten. Ein bisschen Leid hat er mir beim Essen schon getan, denn als ich mir so vorstellte, wie er so hilflos am Widerhaken hing und bis er endlich den erlösenden Schlag auf den Kopf erhielt..... Alfred meint, dass wäre halt das Schicksal der Fische. Letztendlich habe ich mir die Mahlzeit bestens schmecken lassen.

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einsammer Platz


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am Vänernsee


Der Regen hat auch gleich wieder aufgehört, noch während der Essenszubereitung. Es zeigte sich wieder Traumwetter. Beim Blick aus dem Fenster auf den See kommt mir der Gedanke, wir wären am Meer. Naja, bei so einer Riesenpfütze, die zehnmal so groß ist wie der Bodensee, ist das doch kein Wunder. Man stelle sich mal diese Fläche vor! Um Mitternacht gehen wir noch mal vor unser Wohnmobil. Es ist fast taghell. Wahnsinn!
Beim Erwachen am Morgen zeigt das Thermometer 18 Grad Celsius bei allerbestem Sonnenschein. Es ist wirklich toll hier draußen am Ende der Welt. Nach dem Frühstück versucht mein Petrifischer noch mal sein Glück, während ich die Gelegenheit zum morgendlichen Schwimmen nutze. Ich klettere ein Stück weiter auf den Felsen entlang bis zur Plattform, auf der wir uns gestern gesonnt haben und steige von da aus ins Wasser. Abkühlen war nicht mehr möglich, denn ich bin auf den glitschigen steilen Steinen sofort ausgerutscht und quasi ins kalte Wasser geschmissen worden. Die 19 Grad Wassertemperatur wirken überaus erfrischend. Nach unseren Aktivitäten brechen wir auf und machen einen Abstecher nach Mariestad, noch ein Stückchen südlicher am Vänernsee. Auch hier ist Markttag, aber ansonsten halten wir uns in der „Perle des Vänernsees“ nicht sehr lange auf.

Einen Tipp möchte ich noch loswerden: Die Schriftstellerin Selma Lagerlöff - Literaturpreisträgerin 1909 - ist auf dem Gut Märbäcka (ein paar Kilometer nordwestlicher von Karlstad am oberen Vänernseeufer, aber ein Stückchen südlicher der Stadt Sunne, gelegen) geboren. Das Anwesen, welches sich angeblich noch genauso darstellt wie zu ihren Lebzeiten, ist gemäß Testament Lagerlöffs heutzutage in ein Museum umfunktioniert. Besonders sehenswert soll die Bibliothek sein, welche die Schriftstellerin zum Schreiben ihrer Romane nutzte. Eines ihrer wohl bekanntesten Bücher ist sicherlich „Die wundersame Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“.
Bedauerlicherweise habe ich dieses Museum nicht besichtigen können, da ich versäumt habe, mich rechtzeitig auf der Landkarte zu orientieren und wir deshalb schon eine andere Richtung eingeschlagen hatten. Dieses Versehen ärgert mich heute noch, denn mich hätte dieser literarische Ausflug sehr interessiert.
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