Noch heute machen wir uns auf den Weg nach Akrokorinth.
Das Viersener Pärchen neben uns hat das gleiche Ziel und
so verlassen wir dieses Paradies fast zur gleichen Zeit. Am Brunnen bei Korinth
treffen wir die beiden wieder beim Wasser auftanken. Wir helfen ihnen
mit unserem längeren Wasserschlauch aus und so kommen wir alle zu unserem
Recht. An solchen Wasserstellen ist immer reges Anstehen, insbesondere von
Einheimischen mit ihren Wasserkanistern. Natürlich lassen wir
den Griechen den Vorrang. Schließlich sind wir nur
Gast in ihrem Land. Aber eine rundliche liebe Griechin besteht eisern
darauf, uns den Vortritt zu lassen. Es entsteht munteres Gelächter,
bis wir alle kapieren was sie meint. Sie möchte nämlich, dass die
beiden Wohnmobile zusammen bleiben können. Auf den Serpentinen winden
wir uns hinauf nach Akrokorinth. Wir parken und übernachten ein Stückchen
unterhalb des Haupttors der imposanten Festungsanlage. Alfred ist meiner Meinung
nach wieder viel zu weit vor an den Abgrund gefahren, denn vom Womo aus sehe
ich vor mir nur gähnende Tiefe. Es pfeift ein heftiger Wind um unser
Auto, aber da es immer noch fast 30 ° Celcius hat, ist es draußen
ganz angenehm. Es bietet sich uns also ein „umwerfender“ Blick auf das
nächtlich beleuchtete Korinth. Morgen früh ab 8.00 Uhr ist
die Burgruine geöffnet, die wir dann auch besichtigen wollen. Vielleicht
können wir vom höchsten Punkt aus den Kanal von Korinth ausmachen.
Mit unseren Nachbarn (ich weiß nur noch, dass die Frau Elke heißt, den Namen des Mannes habe ich vergessen) sitzen wir noch bis spät in die Nacht hier oben zusammen, sind fasziniert von dem atemberaubenden beleuchteten Ausblick auf Altkorinth und tauschen dabei Urlaubserinnerungen aus. Wie es sich für Nordlichter gehört, haben sie noch einen Rest Uozo, den sie redlich mit uns teilen. Für uns Bayern ist natürlich das Bier wichtiger, das nun in unserem Kühlschrank allmählich wieder erfrischende Temperatur erreicht. Sehr zur Freude meines Mannes, dessen Biersteinkrug immer einen Ehrenplatz in unserem Gefrierfach im Kühlschrank einnimmt. Für unwichtige Sachen, wie z. B. Lebensmittel bleibt in diesem Fach deshalb so gut wie kein Platz mehr. Wir kaufen sowieso täglich frische Sachen in dem jeweiligen Urlaubsland ein. Hier in Griechenland esse ich fast jeden Tag richtigen Schafskäse. Dass dieser aus Schafsmilch und nicht - wie bei uns – aus Kuhmilch hergestellt wird, verleiht ihm wirklich einen vorzüglichen Geschmack. Zusätzliches Würzen ist hier überflüssig. In der Nacht peitscht ein irrsinniger Wind um die Ecken und Kanten unseres Wohnmobils. Beim Öffnen unserer Tür müssen wir aufpassen, dass sie nicht weggerissen wird. Montag, 24.06.2002: Nachdem wir uns von unseren Urlaubsbekannten verabschiedet haben, besteigen wir also die gewaltige Burgruine aus fränkischer, byzantinischer, venezinischer und türkischer Zeit. Zu unserer Verwunderung kostet es keinen Eintritt. Vom höchsten Punkt aus wandern wir noch einen Hügel weiter und können von unserem Aussichtspunkt aus erahnen, wo der Kanal von Korinth verläuft. Ein rundum beeindruckendes Panorama. Beim Abstieg erregt ein Rascheln im Gebüsch unsere Aufmerksamkeit: Auf einem Stein sitzt reglos ein - wenn auch kleinerer - neonfarbiger Gecko. Sofort holt Alfred leise, aber so schnell wie möglich, seine Digitalkamera hervor und tatsächlich gelingen ihm einige Schnappschüsse. Offensichtlich gefällt dem „Sonnenanbeter“ dieses Fotospecial, denn eitel und geduldig posiert er vor der Kamera. Nach dieser Tour rollen wir die Serpentinen hinab nach Korinth, wo wir die Ausgrabungsstätte mit den Tempelruinen wunderbar einsehen können. Nach ca. 15 km befahren wir eine Brücke des bekannten
Kanals, der den Peloponnes vom Festland trennt bzw. durch drei Metallgitterbrücken
miteinander verbindet, nämlich die Autobahnbrücke, die Eisenbahnbrücke
und die normale Straßenbrücke. Schon beim Überqueren sind
wir überwältigt von den beidseitigen senkrechten Felswänden.
Der Kanal von Korinth, der in den Jahren 1881 bis 1893 errichtet wurde, ist
6300 m lang und 23 m breit, bei einer stolzen Höhe von mindestens 50
m. Für große Schiffe ist der Durchgang also nicht passierbar.
Mittelgroße Kähne werden durchgeschleppt. Wir parken gleich auf
dem Platz hinter der Brücke. Aus Vorsichtsmaßnahmen (angeblich
ist dieser Ort ein Revier für Autoknacker) gehen wir einzeln zu Fuß
noch mal zurück um den „großen Graben“ vom Fußweg der Autobrücke
aus genauer betrachten zu können. Im Moment durchfahren fünf Segelyachten
in regelmäßigem Abstand friedlich die Wasserstraße. Korinth
und Umgebung soll die am stärksten erdbebengefärdete Region Griechenlands
sein. Ein solches „Spektakel“ bleibt uns aber erspart.
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