Weiter geht es von Monemvasia Richtung Sikea, vielleicht auch Molai. Von da an geht es serpentinenmäßig immer höher und höher, wobei sich endlose Ausblicke über das Tal vor uns ausbreiten.
Vermutlich wegen der vereinzelten Zypressen erinnert die Gegend manchmal spontan an die Toscana, doch wird der Vergleich dieser eigenwilligen und eigentümlichen Landschaft einfach nicht gerecht. Der Zeiger der Tankuhr verrät, dass eigentlich mal wieder Diesel nachgefüllt werden müsste. Keine Panik! Tankstellen haben wir ja in Griechenland genug gesehen. In jedem kleinen Ort gibt es mindestens fünf davon. Eine ganze Stunde begegnet uns weder ein Auto noch eine Menschenseele. Sind wir eigentlich alleine auf der Welt? Ab und zu sehen wir wenigstens einen Esel. Jetzt begegnen uns Ziegen, gefolgt von ihrer Hirtin, einer schon etwas älteren Frau. Unglaublich gewandt klettern die Tiere die senkrechten Felswände neben der Straße hoch. Wahnsinn! Wir befinden uns 500 m über dem Meeresspiegel. Da wir uns auf der abschüssigen Straßenseite befinden, wird mir beim Hinabsehen von der kurvenreichen, engen - und ohne Leitplanken versehenen - Straße doch ein bisschen schwindelig.
Mitropoli Schließlich sehen wir unter uns eine größere Ortschaft, in der wir tanken können (meinen wir jedenfalls). Es findet sich jedoch keine Gelegenheit zum Tanken!  Dafür haben wir aber einen Traumstellplatz am Strand gefunden – sogar mit ein paar Bäumchen -. Ein holländischer Campingbus (besser gesagt: ein ausgebauter Kastenwagen) steht in einiger Entfernung von uns. Zwischen den Ortschaften Paralia und Mitropoli (Arkadien) schlagen wir also unser Lager auf. Phantastische Aussicht auf die weiß-blauen Häuser von Paralia. Vorräte, insbesondere Trinkwasser und Wein, müssen eingekauft werden! Auf dem Weg zum einzigen Mini-Mini-Markt fragen wir hoffnungsvoll nach der nächsten Tankstelle. Die Auskunft ist niederschmetternd: Mit dem Auto eine gute Fahrstunde, also bis nach Molai!! Höchst entsetzt reagiere ich auf diese Aussage, die heute mein allergrößtes Problem bedeutet. Es ist wirklich sonderbar: Sonst häufen sich die Tankstellen und jetzt, da wirMitroploi dringend eine benötigen, ist einfach keine da! Zum Kuckuck!! Aber zum Glück gibt’s in dem winzigen Supermarkt - der viel kleiner ist als unser Wohnzimmer -  wenigstens Wein, d.h., wir müssen zumindest diesbezüglich nicht auf  dem Trockenen sitzen. Nachdem es keinen Retzina mehr gibt, ergattern wir Rotwein. Er ist zwar nicht ganz so herb, wie wir es gewohnt sind, aber verdursten wollen wir nicht auch noch! Schwer bepackt (das bezieht sich nur auf Alfred) schlendern wir zu unserem Wohnmobil zurück und ich ertränke meinen Kummer wegen des Diesels in Rotwein. Während unseres Dämmerschoppens erscheint plötzlich ein Mann hinter dem Felsen am Meer und pfeift. Natürlich denken wir, es kommt gleich ein Hund. Aber: Erst kommt eine Henne, dann eine Ziege und jetzt erst der Hund. Herrchen geht mit seinen Lieblingen „gassi“. Es ist ein ulkiges Bild, das sich uns zeigt. Bis auf die Ziege gehen alle brav nach Hause. Das Zicklein hat eben Ziege noch Hunger und weidet nun direkt neben mir. Da es gar keine Anstalten macht heimzugehen, kommt ihr Besitzer, um es zu holen. Er ist ein freundlicher älterer Herr und erklärt uns auf englisch, dass die drei Tiere Freunde sind und die Ziege drei Monate alt ist. Inzwischen kommt auch wieder die Henne den kleinen Hügel herabgehüpft und der Hund bellt befehlerisch oben am Gartentor. Zum Abschied kneift mich das Geißlein schnell noch in den Ellebogen und eilt davon. Nachdem sich die Bremer Stadtmusikanten zurückgezogen haben, gehen auch wir zu Bett. In dieser Nacht schlafe ich nicht so gut, weil ich mir ständig eine Lösung unseres Dieselproblems überlege: Vielleicht können wir einen kleinen Kanister von einem Privatmann im Dorf abkaufen, auch wenn es etwas mehr kostet. Gott sei Dank kann mein Schätzchen neben mir ruhig schlafen!

Dienstag, 18.06.2002:
Es ist sehr heiß, so dass Schwimmen und Lesen heute unsere einzigen Beschäftigungen sind. Immer wieder kreuzen größere und kleinere Segelschiffe sowie Yachten vor uns. Am späten Nachmittag legt gegenüber am kleinen Hafen eine superschicke Motoryacht an. Um sie etwas näher betrachten zu können, laufen wir hin. Es sind Engländer. Ich bin jedenfalls tief beeindruckt von diesem Luxus. Sogar eine eigene Crew befindet sich an Bord. Noch während wir an der Hafenmauer stehen, legt noch ein kleineres Segelboot, eine Bavaria 38, an. Hier sind zwei deutsche Pärchen an Bord, die von Athen aus gestartet sind und die Kykladen abklappern. Sie wollen eine Nacht hier ankern und morgen weitersegeln nach  Monemvasia. Hell entzückt sind wir alle von den malerischen schneeweißen Häuschen in Paralia mit ihren blauen Fenstern und Fensterläden. Hier ist eine urgemütliche Hafentaverne, die aber leider noch geschlossen ist, dort ist ein Friseurgeschäft, dessen Kunden auf der hauseigenen Terrasse ihren neuen Haarschnitt verpasst bekommen, wieder ein Stückchen weiter blühen über und über alle möglichen bunten Blumen und Pflanzen in den Gärten. Griechisches Flair pur. Eben wie man es von den Ansichtskarten her kennt. Jetzt machen wir noch einen Abstecher zum Kaufladen: Ich möchte frischen Schafskäse, den es aber nicht gibt und Alfred möchte für morgen noch Weinnachschub kaufen, den es aber auch nicht mehr gibt. Nächste Lieferung ist erst wieder am Freitag und heute haben wir Dienstag. Welch ein Elend! Auf der Treppe vor dem Geschäftchen sitzt auch heute wieder die bildhübsche kleine Maria, das süße Töchterchen der Ladenbesitzerin. Maria hat schwarze Haare, die zu frechen Zöpfchen geflochten sind, dazu ganz dunkle Augen und ist ca. 2 –3 Jahre alt. Vertieft spielt sie mit ihren Puppen. So ein herziges kleines Mädchen! Da fällt mir ein Schlager aus den 70ern ein: Schönes Mädchen aus Arcadia! Nachdem es uns neben Diesel nun auch noch an Wein mangelt, beschließt Alfred, morgen aufzubrechen. Vielleicht reicht ja unser Sprit bis Molai?! Aber dieses Problem verschieben wir auf morgen, denn heute ist heute. Nach dem abendlichen Schwimmen duschen wir wieder im Freien, dank Alfreds Superinstallation mit dem Wasserkanister und der Zusatzpumpe. Diese lauschigen Abende in Griechenland bei rauschenden Wellen und klarem Sternenhimmel betören uns ganz und gar!

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