Freitag, 14.06.2002:
Auch heute lasse ich mir mein morgendliches Schwimmerlebnis nicht nehmen.  Alfred will Kameras nach dem Frühstück nur „ein bisschen Fahrradfahren“, woraus natürlich letztendlich 4 Stunden geworden sind. Unterdessen vertiefe ich mich in meinen Klassiker „Anna Karenina“. Endlich habe ich Zeit zum Lesen.
Am späten Nachmittag machen wir uns per Rad auf den Weg zum nächsten Supermarkt, wobei ein kleiner Berg zu überwinden ist. Bei dieser Gelegenheit wollen wir auf dem Rückweg bei Vasilys Taverne einkehren, die uns von unserem „Womo-Nachbarn“ wärmstens empfohlen worden ist.  Unweit, und auch von unserem Stellplatz aus gut zu Fuß zu erreichen, gibt es übrigens noch „Nicos Taverne“, die wir allerdings mangels Zeit nicht aufgesucht haben.
Der Supermarkt liegt weiter entfernt als ich dachte. Trotzdem kommen wir irgendwann an. Beim Einkaufen in dem kleinen Lädchen mit der netten Verkäuferin geht’s sehr lustig zu. Da wir alles im Rucksack einige Kilometer transportieren müssen, nehmen wir eine leere Plastikflasche mit, um die Weinglasflasche in diese umzufüllen. Nachdem wir eine Flasche Retzina erstanden und bezahlt haben, füllen wir daußen die Flasche um. Danach bringe ich die leere Glasflasche zurück, um sie im Abfallbehälter neben der Eingangstür des Supermarkts unter den Blicken der Bediensteten zu entsorgen. Entsetzt schaut sie mich an: „you drink it?“, worauf ich bauchreibend entgegne: „very good!“. Die arme Frau ist wirklich geschockt, was diese Deutschen so alles fertig bringen! Zu ihrer Beruhigung merkt sie endlich, dass das alles nur ein Bluff war. Sie sieht gerade noch, wie Alfred die volle Plastikweinflasche in seinem Rucksack verstaut. „It’s very nice“ ist ihr lachender Kommentar, als sie den kleinen Schwindel aufdeckt, worauf wir uns winkend voneinander verabschieden. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erleben wir ebenfalls eine Herzlichkeit von der älteren Bäuerin, als wir ihr ein Glas echten Mani-Honig abkaufen. Offenbar weil wir uns so nett mit ihr unterhalten haben, da ihre Produktion  „the best honey“ ist, spendiert sie gleich noch süße Kirschen und Aprikosen mit dazu.
Taverne Jetzt ist nur noch der Anstieg zu Vasilys Taverne zu bewältigen, um uns auf seiner Terrasse kulinarisch verwöhnen zu lassen. Man spricht deutsch! Vasily setzt sich zu uns an den Tisch und erzählt uns, dass er in Deutschland geboren und 1999 wieder nach Griechenland zurückgekehrt ist. Er hat auch eine deutsche Frau, manche sagen auch, es ist eine Holländerin. Wir haben nicht nachgeforscht, kann uns ja auch egal sein. Eine Speisekarte gibt es nicht, die hat Vasily im Kopf und die er auswendig herunterleiert. Das Angebot ist reichhaltig und vielseitig. Er bietet uns auch an, in der Küche in den Kochtöpfen nachzugucken, ob etwas für uns dabei ist. Schließlich bestellen wir eine gemischte Fischplatte für 2 Personen, 1 Flasche Wasser, 1 Liter Weißwein. Retzina verkauft Vasily nicht, da er nach seinen Worten aus Abfall hergestellt und mit Harz angereichert wird, damit er genießbar ist. Ich habe daraufhin beschlossen, dieses Abfallprodukt nicht mehr zu kaufen. Aber das Fläschchen im Rucksack lassen wir nicht verkommen. Das Essen schmeckt ausgezeichnet und wir werden gut satt.
Nachdem wir mit 20,-- € gelöhnt haben, beeilen wir uns mit dem Heimwärtsfahren, da es schon bald finster wird. Jetzt bin ich froh, auf den Uozo verzichtet zu haben, denn das Radfahren auf der holprigen Straße erweist sich in der Dämmerung sowieso schon schwierig genug.
Samstag, 15.06.2002:
Nach drei Nächten verlassen wir heute diesen schönen Stellplatz und planen eine Manirundfahrt.

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